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Neues Buch der Lions Umwelt Stiftung erschienen

Kurtzes Blick für Naturwunder

Lions-Umweltstiftung gibt zweiten Band von „Phänomene der Natur“ heraus – Unterhaltsam und überraschend

Von Grit Klempow/tageblatt.de

Der Mühlenteich in Hagen – eine Welt voller Wunder. Nur wer von ihnen weiß, kann sie entdecken. Dr. Wolfgang Kurtze ist so ein Wunder-Wissender, einer der hinsieht, lauscht und zuordnet. Sein Wissen gibt er weiter – jetzt in einem neuen Buch.

Der zweite Band von „Phänomene der Natur“ nimmt die Leserinnen und Leser mit in die Wunderwelten der Natur, die überall zu entdecken sind – wenn man sie denn kennt. Wolfgang Kurtze, promovierter Biologe, Insektenfan und Hagener, zeigt den TAGEBLATT-Lesern in der Serie „Phänomene der Natur“ regelmäßig tierische und pflanzliche Wunderwelten. Auch im neuen Buch, herausgegeben von der Lions-Umweltstiftung, räumt er mit Vorurteilen auf (Silberfische sind keine Schmuddelkinder) und teilt seine Faszination für die Fähigkeiten von Insekten (Das unglaubliche Gespür der Holzbohrwespe oder die Junikäfer als Bruchpiloten im Garten). Jeder Beitrag, ob über Storch und Fischotter, Winkelspinne und Weihnachtsbaum oder Flechten („Sensible Extremisten“), offenbart gut und verständlich geschrieben wunderbar Wissenswertes, begleitet von beeindruckenden Naturfotos von Hans-Joachim Schaffhäuser und Reinhard Paulin.

Auf Pirsch im Naturschutz-gebiet Steinbeck

Natur live gibt es am Hagener Mühlenteich. Wolfgang Kurtze ist gern hier, nur ein paar Hundert Meter von zu Hause entfernt. Rechts erhebt sich der mit Kiefern bewachsene Geesthang, links liegt das Naturschutzgebiet Steinbeck. Geformt vermutlich in der vorletzten Eiszeit, der Saale-Eiszeit vor 80.000 Jahren, sagt Kurtze. Die Steinbeck-Niederung wird ein ehemaliger Gletscherabfluss gewesen sein. Heute wachsen hier Eschen, Erlen und Weiden. „Wenn ich hier bin, hab ich alles“, sagt Kurtze. „Den Auwald und damit das Ursprüngliche, den Kiefernwald und das Wasser. Schön, oder?“ Der Steinbeck auf seinem Weg zur Schwinge ist später zum Teich aufgestaut. Am Ufer des Mühlenteichs wachsen üppig Rohrkolben – kein gutes Zeichen, sie sind Anzeiger für nährstoffreiches Wasser. Rotkehlchen zwitschern. „Es gibt viele dieses Jahr. Aber Singdrosseln höre ich immer weniger“, sagt der Kenner. Auch er muss genau hinhören, um die gefiederten Sänger zu identifizieren. „Fürchterlich. Ganz wild ist es bei der Kohlmeise, die sehr variabel singt.“– Kurtze lächelt. Inzwischen wissen die Forscher, wie komplex der Gesang ist. „Man weiß sogar, dass die Abfolge der Strophen und die Veränderung in den Strophen auch eine Bedeutung hat. Man weiß nur nicht, was dahinter steckt.“ Vielleicht ändert sich das bald. Der Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) eröffnet auch neue Möglichkeiten für die Erforschung von Fledermausrufen, Wal- und Vogelgesängen. Das Krächzen einer Rabenkrähe, ein Zaunkönig. „Er ist einer der lautesten“, sagt Kurtze. „In der Regel haben Vögel eine Wachgemeinschaft. Wenn der Buchfink meckert, dann ist die Amsel auch gleich da und umgekehrt.“ Auch Elster und Eichelhäher melden lautstark alles Ungewöhnliche. „Der Eichelhäher ist der Polizist des Waldes“, sagt Kurtze. Nonnengänse, Stockenten, der Flügelschlag einer Taube. „Imponiergehabe“, kommentiert Kurtze das Klatschen der Flügel. Auch das Segelfliegen gehört bei Tauben zur Selbstdarstellung. Wer das weiß, sieht die Taubenflüge mit anderen Augen. Hinter dem

öligen Film auf dem Wasser steckt anders als gedacht kein Umweltfrevel. Bakterien sind bei der Arbeit, sie bilden eine ölige Hülle um sich.

Artensterben und kleine Erfolge

Dennoch: Das Artensterben macht dem passionierten Biologen Sorgen. „Es ist nicht alles schlecht. Der Naturschutz hat auch Erfolg. Der Kranich ist wieder da, der Fischotter ist wieder da, der Seeadler.“ Aber schlecht geht es den Insekten, der Basis. Der Einsatz von Chemikalien zwinge auf Dauer den Insektenbestand in die Knie. Die Hoffnung will Kurtze aber nicht verlieren. Er schöpft sie „aus kleinen Situationen, wenn ich etwas bewegen kann“. Zum Beispiel bei seinem Herzensprojekt.

Tipps für Insekten im heimischen Garten

Auch über die weniger schillernden Protagonisten weiß er Faszinierendes zu berichten. Deshalb haben auch Steinkriecher oder Sandlaufkäfer im neuen Band „Phänomene der Natur“ ihr eigenes Kapitel. Ganz nebenbei gibt es im Buch Tipps, welche Gehölze eine Hilfe für Insekten sein können – was also jeder selbst tun kann. Der Erlös aus dem Buchverkauf ist für die Lions-Naturschutzstiftung bestimmt. „Ich will die Hände nicht in den Schoß legen“, sagt Wolfgang Kurtze und lässt den Blick über das Wasser des Mühlenteichs schweifen. Er weiß, wie kostbar verborgene Naturwunder sind.

 

Quelle: Stader Tageblatt
Foto: Grit Klempow